- Radrennen von 1891 – 1951
- 1931 – heute / Radmarathon – 1.219 km, knapp 12.000 Höhenmeter (90 h Zeitlimit)
- Qualifikation: erfolgreiche Teilnahme an 4 Radmarathon 200km, 300km, 400km u. 600km zwischen November und Juni vor der jeweiligen Austragung
Am 20.08.23 16:30 war es soweit, der Start für die bisher größte radsportliche Herausforderung, Paris-Brest-Paris stand kurz bevor. 6.749 Teilnehmer*innen warten gespannt im Schlosspark von Rambouillet ab 16:00 Uhr alle 15min. in Gruppen zu 250 Fahrer*innen auf die Reise geschickt zu werden. Obwohl 38 Jahre Ausdauersport, etlichen Radmarathons, mehr als 20 Ironman und einem Ultraman Rennen, löste das Warten auf den Start ein sehr angespanntes Gefühl aus, die Situation war einfach surreal, das Ziel nach 1.219 km nach Brest und zurück sollte mit möglichst wenig Pausen absolviert werden. Es galt also doppelt so lange am Stück zu fahren, als ich dies bisher jemals in Angriff genommen hatte.
Aber auch dieses Startszenario entwickelte sich wie alle Starts und Rennen der Vergangenheit. Mit dem Startschuss sind Zweifel, Bedenken wie weggeflogen, man konzentriert sich auf den Moment und fokussiert sich auf die selbst gesteckten Ziele, Zwischenziele. 15 Kontrollstellen standen im Roadbook, die jeweils mit großzügigen Verpflegungsmöglichkeiten (warmes und kaltes Buffet, Getränke) verbunden waren. Jeweils ca. 300 Schlafmöglichkeiten standen zur Verfügung.
Die Siegfahrer*innen nehmen diese natürlich nicht in Anspruch, da sie die Strecke deutlich unter 50h absolvieren wollen, dabei wäre eine Schlafpause nicht möglich. 2023 konnten 53 Fahrer die 50h Schallmauer unterbieten, der schnellste Fahrer, Nicolas Dehaan (USA), benötigte lediglich 41:46 h. Die schnellste Fahrerin, Estelle Gerbier (FRA), nur 50:52 h.
Da ich eben 1.200km noch nie „in einem Rutsch“ gefahren bin, sah meine Planung ein bis zwei längere Pausen vor, nach knapp 700km und 1,000km. Konkret verliefen die ersten 203km wie ein normales sehr langes Radrennen, in Gruppen von bis zu 50 Fahrern war die Strecke bereits nach 6 h (brutto) Geschichte. Nach dieser Kontroll-Verpflegungsstelle splittete sich das Feld in Kleinstgruppen auf, zusammen mit drei Österreichern, nochmal herzlichen Dank an das tolle Teamwork, starteten wir nach Brest durch. Nach einer durchgefahrenen Nacht erreichten wir Brest gegen 15:10 in ca. 23h.
Da die Österreicher, eine Zielzeit v. 55-59h anpeilten, war mir klar, dass sich unsere Wege spätestens an der nächsten Kontrollstelle trennen würden. Nach 697 km brauchte ich eine lange Pause, um das Ziel Paris nicht durch leichtsinnige Überforderung zu gefährden.
Die Pause, umfangreiches Abendessen u. Frühstück, eine Dusche und 5h Schlaf waren Goldwert. Morgens, am 22.08 um 6:00 konnte ich relativ ausgeruht die verbliebenen 524 km angehen😊
Wie erhofft, waren meine Beine tatsächlich wieder in der Lage Leistung zu erzeugen, im Rausch und der Gewissheit, dass die Radform und das Körpergefühl stimmten, verzichtete ich nach 1019km auf eine erneute Schlafpause, Dusche und Abendessen sollten reichen. Mit verschiedenen Mitfahrer*innen, aus unterschiedlichen Nationen sollten die abschließenden 200km fast zum Genuss werden😉 zumindest um 10:55 am Mittwoch (23.08) im Ziel, im Schlosspark von Rambouillets vor den Toren Paris, kannte die sportliche Erleichterung und Freude keine Grenzen. Das Ziel ein Radmarathon/rennen länger als 1.200km war bewältigt. Nach etwa 47 h reiner Fahrzeit und einer Zielzeit v. 66:25 h wurde das Abenteuer, das Ziel des Langstrecken Mythos Paris-Brest-Paris als 512. erreicht.
Da der Rad- und Triathlonsport noch viele „verrückte“ Herausforderungen bereithält, die Gesundheit und Motivation hoffentlich weiterhin mitspielen, wird es wohl in den kommenden Jahren nicht langweilig😊.